Offener Brief zum Stand der Kindertagespflege in Rheinland Pfalz

Sehr geehrte Damen und Herren !

Wir schreiben in unserer Tätigkeit als Tagespflegepersonen für Kinder in Rheinland Pfalz bezugnehmend auf den aktuellen Artikel vom SWR :

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/kindertagespflege-existenzgefaehrdet-100.html

Stand 19. März sind die Tagespflegestellen in unserem Bundesland weiter geöffnet. Viele andere Landesregierungen haben diese bereits geschlossen.

Die Mehrheit der Tagespflegepersonen betreut weiter in ihrem Privathaushalt bis zu 5 Kinder. Gerade Kleinkinder gehören zu den primären Überträgern, da sie kaum Symptome zeigen und im Spiel natürlich engsten Kontakt mit den TPs und anderen Kindern haben. Zusätzlich ist es unmöglich die benutzten, oft in den Mund gesteckten Spielsachen direkt zu reinigen.

Bei einer Tagesmutter mit 4 Personen im Haushalt, die noch 5 Gastkinder betreut, sind in der Bring- und Abholzeit mehr als 10 Personen in einer Privatwohnung versammelt. Dies widerspricht allen Empfehlungen, sogar Spielplätze werden geschlossen. 

Darüber hinaus wurde die Möglichkeit angeregt neue Kinder aufzunehmen, die aus geschlossenen Schulen und Kitas kommen und Betreuung suchen.

Unsere letzten Informationen zum Corona Virus erhielt wir am Montag . In einer Email wurde klargestellt, dass wir selbst entscheiden müssen, ob wir weiter betreuen, da laut Bildungsministerium RLP die „Tagespflege geöffnet bleiben kann“. 

Eine Entschädigung könne es nicht geben seitens des Jugendamtes. Dabei sollen wir beachten, dass die Empfehlung gilt, mögliche soziale Kontakte zu meiden. Dazu weiter unten (Anhang) ein Rechenmodell, das diese schon fast zynische Aussage betrifft. 

Trotz der Empfehlungen arbeiten so die meisten TPs weiter. Aus blosser Existenzangst und wider dem eigenen Sicherheits- und Verantwortungsgefühl. Zusätzlich sind nun oft noch die eigenen Kinder vor Ort, da Schulen und Kitas geschlossen sind.

Uns geht es mit diesem Schreiben nicht um die Klärung der Erstattung von Ausfällen. Dies wird bestimmt zur späterer Zeit zufriedenstellend geklärt werden, da sonst die Kindertagespflege in aktueller Form nicht weiter Bestand haben wird. 

Wichtig ist, dass geprüft wird, ob hier nicht eine grobe Gefährdung der beteiligten Personen auch noch staatlich gefördert wird. Fehler sind bereits gemacht worden und eventuell kann hier ein weiter vermieden werden !

Eine Nachfrage von uns zu dieser Regelung beim zuständigen Bildungsministerium am Montag blieb leider ohne Antwort.

Mit freundlichen Grüßen !

Alexander und Andrea Rohde

Tagespflegen in Heidesheim

 

Anhang , die Meidung sozialer Kontakte :

 

Hierzu ein kleiner Rechenansatz, der davon ausgeht, dass jede die Tagespflege besuchende Person in 2 Wochen nur 50 soziale Kontakte hat, die sich mit keinem Anderen aus der Gruppe überschneiden :

TP Familie mit 4-5 Personen (Kinder Kita, Schule und Mann arbeitet), Familien der Kinder jeweils 4 bis 5 – das sind allein im ersten Kontakt über 1000 Personen, die als Überträger in Frage kommen. Die Beispielzahlen sind absichtlich sehr niedrig gehalten, es  dürften eher hunderte Kontakte sein, mit denen jeder in Verbindung stand.

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